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Der Hamburger "Dom"

Mit dem “Dom” hat es eine besondere Bewandtnis.

Er ist der älteste Markt seiner Art in der Stadt — und er hat seinen Namen tatsächlich von einer Kirche übernommen, vom Mariendom am Speersort (vor der Reformation das geistliche Zentrum der Stadt). In seinen Gängen und Kapellen wurde bereits Anfang des 14. Jahrhunderts - zum Missvergnügen des zuständigen Bremer Erzbischofs - um die Weihnachtszeit fröhlich gehandelt. Gegen ein drakonisches Verbot von 1330 wussten sich die Hamburger zur Wehr zu setzen; es musste wieder aufgehoben werden.

Auch nach der Reformation blieb es bei dem alten Brauch. Das bunte Getriebe des in einer Halle mit prächtigen gotischen Gewölben abgehaltenen Christmarktes griff schließlich sogar auf die (kaum mehr benutzte) Kirche über. “Auf den Grabsteinen der alten Mönche und Ritter hockten Verkäufer von heißen Würsten und Schankwirte, die Grogs und Punsch brauten.”

Als Hamburg 1803 durch den Reichsdeputations hauptschluss in Regensburg als »Freie Reichsstadt« bestätigt wurde, erhielt es mit der zugleich beschlossenen Säkularisation (Verweltlichung) aller geistlichen Besitztümer auch das Eigentumsrecht an den Besitzungen des katholischen Domkapitels in Hamburg (mit dem es sich eigentlich nie sonderlich gut gestanden hatte). Diese Besitzungen hatten zuvor dem Kurfürsten von Hannover, dem das Herzogtum Bremen unterstand, gehört. Hamburgs Erzbischöfe hatten ja bekanntlich Mitte des 9. Jahrhunderts ihren Sitz offiziell nach dem vor Wikingern oder Slawenüberfällen sicherer erscheinenden Bremen verlegt, ohne dabei den Anteil des hamburgischen Domkapitels am Erzbistum zu schmälern.

Mit der Verweltlichung 1803 wurde auch die alte Domkirche, die älteste Kirche der Stadt - der durch seinen Jahrmarkt besonders volkstümliche Dom -, städtischer Besitz. Da er nur von einer kleinen Gemeinde besucht wurde und angeblich recht baufällig gewesen sein soll, so sehr, dass die Kosten einer Restaurierung die Mittel der Stadt überstiegen hätten, wurde das traditionsreiche Bauwerk (zum Kummer aller späteren Denkmalpfleger) kurzerhand abgerissen.

Der Christmarkt, seiner traditionsreichen Stätte beraubt, nannte sich aber nach wie vor Dom und versuchte auf verschiedenen Straßen und Plätzen Fuß zu fassen. Schließlich fand er auf dem Heiligengeistfeld eine neue Heimstatt. Dort feierte er 1979 - unter Berufung auf die Verbotsurkunde des Bremer Erzbischofs aus dem Jahre 1330 - mit rund 3,6 Millionen Gästen seinen 650. Geburtstag.Hamburg Dom

So gibt es jetzt drei große Volksfeste auf dem Heiligengeistfeld: der Dom im November/ Dezember, der Frühlingsmarkt im April und das Hummelfest im Juli/ August. Auf diesen Volksfesten bietet das Schaustellergewerbe alljährlich ausgefallene Neuigkeiten.

Das Heiligengeistfeld ist auch der Platz, auf dem prominente Zirkusse gastieren; denn auch Hamburg hat (wie Berlin), eine an ehemals feste Spielstätten gebundene, bis ins 19. Jahrhundert zurückreichende Zirkustradition, die sich auf Namen wie Belli, Renz und Busch gründet.

Bernhard Meyer-Marwitz, Das Hamburg Buch, Hans Christians Verlag
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Heiligengeistfeld.
Das Gelände gehörte einst zum umfangreichen Grundbesitz des bereits 1247 erwähnten, von Laienbrüdern unterhaltenen Hospitals zum "Heiligen Geist" (Pflege von Armen, Kranken, und Gebrechlichen) an der Heiligengeistbrücke (Alsterfleet). Das in Jahrhunderten mehrfach umgebaute Spital wurde schließlich ein Altenheim. Nach der Richardstraße verlegt und 1943 dort zerstört, übersiedelte es in einen Neubau in Poppenbüttel.