Die Hamburger schätzen es nicht, von oben herab behandelt zu werden, und lassen es einen unfreundlichen Menschen sofort spüren, daß man einen Lapsus begangen hat. Ein kräftiges "Moin", falls die Mittagsstunde noch nicht überschritten ist, ein vernehmliches "Moin" nach Überschreiten derselben und ein zurückhaltendes "Moin" nach Einbruch der Dunkelheit wirken hier Wunder. Wenn man ihnen respektvoll begegnet, sind die Hamburger ein durchaus freundlicher Menschenschlag. Trotzdem sollte man darauf achten, zunächst einmal Distanz zu wahren. Auch wenn der Hamburger das Gesprächsangebot annimmt, ist das noch lange kein Freibrief, ihn sofort weiter mit Worten zuzuschütten und ihn dadurch unwiderruflich zu verärgern.
Jung-Hanseaten dagegen ist es viel zu albern und zu langweilig, diesen alten Hamburger Gruß zu wiederholen. Das überlassen sie ihren Freunden aus Reinbek oder Pinneberg. Sie ringen sich vielleicht noch ein schlappes oder cooles "Moin" ab, aber an der Tagesordnung sind eher "Yo, Hi, Alter, Tach", mit der mindestens seit "Magic" Jordan absoluten Pflichtbegrüßung des "Give me Five", ob man nun ein Basketballcap trägt oder eine Footballmütze, ob man Inline-Skating betreibt, das nichts mit "drinnen" zu tun hat, oder ob man lieber das gute alte Skateboard über die Geländer prügelt.
Die Hamburger pauschal, Wolfgang Thon, Fischer Verlag